From Via Lactea
Written in German by Noëmi Lerch
Verwandlung
Der Wind geht. Der Wind kommt. Die Rinder gehen mit ihm. Ihre Glocken läuten Sturm. Mit vergnüglicher Wut schütteln sie ihre Köpfe, bocken, wie wenn der Wind auf ihnen ritte. Sie galoppieren über die vom Regen sumpfige Herbstweide. Erdschollen fliegen durch die Luft, und die Glocken läuten durchs Tal. Der Wind geht. Der Wind kommt. Die Rinder gehen mit ihm. Ich reite hinter dem alten Kirgisen auf dem Rücken seines Pferdchens durch den kahlen Wald, an der Herbstweide der Rinder vorbei. Der Schmuck unserer Reiterkleider klimpert bei jedem Schritt.
Vor dem Haus flattert die Wäsche im Wind. Wir haben die Küche weiss gestrichen und weisse Mandeln auf den Tisch gestellt. Alles ist weiss und geheimnisvoll, wie ein leeres Blatt Papier. Aber darunter bebt es. Das Papier hat ein Herz, eine Lunge, ein Gehirn. Es schlägt, es schnauft, es träumt. Im Traum wandern zwei Füsse auf der Unterseite entlang. Durch Täler und über weite Ebenen, durch eiskalte Flüsse und Nebel.
Die Kühe stehen vor dem Stall. Sie sind wie Öfen im Dunkeln des Morgens, sie dampfen. Es schneit immer stärker, und die Kühe verschwinden. Auf der Passstrasse fährt der Lastwagen mit unserer Milch hinunter in die Stadt, mit der Milchprinzessin im Bikini auf der Fahrerkabine. Wir aber gehen in unsere Häuser und machen die Türen zu. Es ist wahr, jeder Alpsommer ist ein neues Leben, und nie kommen wir so zurück, wie wir fortgegangen sind. Die Alp zeichnet Jahr für Jahr eine neue Geschichte auf unsere Haut. Sie frisst sich in unsere Haut und durch die Haut hindurch in unser Gewebe. Sie hat nie genug, sie ist immer hungrig. Immer will sie noch einen Sommer, den letzten Sommer, den gibt es nicht. Manchmal schenkt sie auch etwas, eine Liebe oder das Versprechen dafür. Uns hat sie dieses Jahr dich geschenkt und zusammen mit dir beginnen wir mitten im Winter ein neues Leben. Wir legen unsere Hände ineinander, sie sind warm, wie wenn die Sonne darin wäre. Wir betrachten unsere Hände, als wären wir nicht ganz sicher, ob sie noch unsere sind. Oder sind unsere Hände aus Holz, aus Stein. Irgendwelche Klumpen, die mit dem Regen die Geröllhalden herunterkamen und später, unten auf dem Weg, liegen geblieben sind. Wir haben sie aufgelesen, als wir dort vorbeigekommen sind. Wir als Schatten, als Bäume, als Wasser oder als Licht, und so sind wir zu Menschen geworden.
Ich träume. Es ist wieder Morgen, der Morgen nach dem Unwetter, kalter Regen peitscht in mein Gesicht. Es regnet Fäden, Tücher, Reiskörner. Weiss kommen die Bäche die Berge herunter, als führten sie Milch. Als wäre die Erde der Himmel, so bahnen sich die Bäche als Milchstrassen durch das schwarze Land. Das Land bin ich. Die Bäche fressen sich in meine Haut und legen Steine und Wurzeln wie Knochen und Gedärme frei. Sie teilen mich in hell und dunkel, weich und hart, fest und flüssig. Über mir fliegen Nebeltiere, als wären sie die Kühe, die ich vergeblich suche, sie fliegen davon über die schwarzen Kämme. Wild flattern schwarze Mäntel, gigantisch wie Vorhänge. Dazwischen fallen Sonnenstrahlen, dick wie Schiffstaue. Sie hängen das Land an den Himmel und an die Wolken. Aus den Wolken steigt die schöne schwere Königin. Sie singt, als sänge sie aus meinem Herzen. Als Landschaft stehe ich nochmals am Anfang der Welt und werde aufgefaltet. Ungeheure Kräfte wirken in meinem Innern. Platten verschieben sich und tun Meere auf. Ränder, Krusten und Gesteine entstehen, in meinem Innern brennt ein Feuer. Als müsste ich zerstört werden, um wieder leben zu können. Als müssten Zellen wie Gebirgsspitzen aus meinem Rückgrat herausbrechen und Flüsse aus mir strömen. Als zerflösse ich selbst, rönne als Sand, Stein und Schlamm abwärts und risse alles mit. Durchfurcht ist das Land, das mein Körper ist, und die Berge stehen als Rippenbögen rundherum. Sie sind das Gebirge, aus dem ich mich selbst zur Welt zu bringen versuche.
Es ist wahr, ich träume nicht. Ich erlebe die Weltgeschichte am eigenen Leib. Millionen von Jahren werden zusammengestaucht in Stunden, Minuten und Sekunden. Berge von tausend Meter Höhe werden aufgetürmt in meinem Bauch. Ich rufe meine Hände, als Hände von Bergen, Hände, bleibt bei mir. Ich rufe meine Füsse, als Füsse von Bergen, Füsse, bleibt bei mir. Wo sind meine Arme, meine Beine fallen ab. Mein Atem rast, donnert, wie tausend kirgisische Reiter, über die weite Ebene. Sie singen, Hände, Hände. Sie rufen, Hände, Hände. Sie schreien, Hände, Hände. Und da liegst du endlich in meinen Händen. Winziger, weit gereister Reiter. Noch bist du ohne Pferd. Aber mutig und tapfer bist du schon jetzt. Wir schauen uns an und staunen. Weil wir uns gegenseitig zur Welt gebracht haben. Mit dir in den Armen gehe ich in den Stall. Mit meiner freien Hand streiche ich über den Rücken unserer ältesten Kuh. Auch sie ist eine Landschaft, höchstes Gebirge im ganzen Stall. Ihre Wärme geht über auf meine Hand. Und von dort in deine Hände, in deinen Bauch, in deinen Rücken. Wir gehören zusammen, sind ein einzig grosses Mutterwesen, halb Kuh, halb Mensch, teilen wir uns minutenlang das Herz, den Atem, den Blick hinaus auf den Schnee. Nach dem Melken gehen die Kühe wie mit grossen schweren Röcken hinaus in den Schnee. Klimpern und klirren mit den Perlen und Pailletten an ihren bestickten Säumen. Hinterlassen eine Spur, wie wenn ein Schwarm Vögel mit allzu schweren Flügeln übers Land gezogen wäre. In der Ferne sehe ich unsere Alp auftauchen, wie ein weisser kalter Traum. Zitternd steht er in der Luft.
Liebesbrief
Barfuss gehe ich durch die von Wind und Wetter gezeichnete Landschaft deines Gesichts. Sichte Wege von einer Wange zur anderen. Wandere der Wildnis deines Bartes entlang, trete über die Grenze zwischen Licht und Schatten deiner Augenbrauen. Ich frage dich nichts. Ich gehe durch deine Stille wie durchs hohe Gras. Das Gras ist so hoch, dass ich darin verschwinde. Auf der Nachtseite deines Gesichts finde ich ein Ohr. Ich lege deinen Namen hinein, neben den meinen. Da liegen wir jetzt als Namen in deinem Ohr und schauen in den Himmel, aus dem es herunterschneit auf uns, auf unsere von der Sonne für immer verbrannte Haut. Der Schnee schmilzt. Es gibt Tümpel und Rinnen mit Schneewasser auf unseren Gesichtern.
Die Kühe kommen über die Weide zurück zum Stall. Sie trinken aus den Tümpeln und Rinnen, aus unseren Gesichtern, aus unseren Mündern, unseren Augen. Wir hören sie tief schnaufen beim Trinken. Sie trinken lange und gern aus uns, sie schlürfen und schlecken sich zuletzt mit ihren langen rauen Zungen die Nasenlöcher aus. Dann gehen sie weiter, zum Stall, wo die Lichter brennen und das frisch gemähte Gras in grossen Haufen bereitliegt. Wir folgen ihnen, wie die Menschen seit Jahrhunderten ihren Tieren folgen. So ist es in Wahrheit, die Menschen folgen den Tieren, nicht umgekehrt. Tunga, die Dunkle, geht mit dem Winterregen auf ihrem Gewand zuvorderst.
Dahinter Brandy mit den krummen Füssen. Und Bonnie, die mit einem Menschenherz zur Welt gekommen ist. Immer wieder bleibt sie stehen und schaut sich nach uns um. Sie ruft, kommt ihr jetzt endlich. Es ist schon fast dunkel, schon fast Winter. Wenn ihr nicht kommt, dann nehme ich euch bei der Hand.
Es schneit und die Berge wachsen. Es schneit und die Täler sinken. Es schneit und die Stille steigt vom Fluss durch das Dorf herauf. Die Lichter in den Fenstern brennen, die Feuer in den Küchen lodern, und die Fernseher in den Stuben flackern. Aus den Häusern kommt gelbes Licht von den Lampen, braunes Licht von den Feuern, blaues Licht von den Fernsehern. Als Strom fliesst das ganze Licht durchs Dorf. Und rund ums Dorf herum leuchten die Ställe. Neonlicht strömt aus ihren Fenstern. Und rot das Licht der Wärmelampen aus den Kälberiglus.
Wenn in drei-, vierhundert Jahren von unseren Häusern nur noch Ruinen, von unseren Wegen nur noch Trampelpfade übrig sind, so bitte ich euch, ihr Berge, vergesst unsere Geschichte nicht. Schickt unsere Namen hin und wieder mit einer Herde Hirsche die Hänge hinauf und lasst dazu die Bäche rauschen, als läuteten die Glocken.
Oder sagt dem Nebel, er solle sich in eine Kuh verwandeln und die Felsen sollen Hütten sein, worin sich der Nebel wie Milch sammelt, sich in einer Vertiefung wie in einem Kessel dreht, sich in der Sonne wärmt, stockt und bricht, zu Korn wird und schliesslich, zusammengepresst zwischen schweren Steinen, ein Käse sein könnte, so gut wie einst der unsere.
Es schneit und die Berge kommen näher. Als wollten sie Zuflucht suchen in unseren Stuben und vor den Feuern unserer Küchen. Als wollten sie lieber die Nachrichten schauen oder einen Film mit Totò, als draussen im Wind herumzustehen.
Zusammen mit unseren Kühen wohnen wir in einem grossen Haus. Wenn wir in der Küche sitzen, bewegen sich die Kühe unter uns im Stall, als schlage Wasser an den Bug eines grossen Schiffes. Die Kühe rasseln mit ihren Ketten, kratzen ihre schweren Köpfe am Holz, und manchmal hören wir sie atmen, aus dem Bauch unseres Schiffes hinaus. Wenn nachts die Kälber geboren werden, steigen wir im Pyjama in unsere Überzüge. Bringen Wasser, Heu und frisches Stroh. Helfen beim Abtrocknen, beim ersten Trinken, ohne dass wir aufwachen. Wir sind Geburtshelfer im Traum. Wenn wir am Morgen aufwachen, wissen wir nie, ob es wahr ist. Wir sehen nur die verklebten Kleider neben dem Feuer, das Stroh in der Küche und den Rest vom Kaffee in der Pfanne, den wir zum Weiterschlafen getrunken haben.
In Wahrheit ist der Winter ein einzig langer Traum. Du kannst dich dagegen sträuben, dich über den Schnee, die nassen, dreckigen Kleider und die stillgelegte Welt ärgern. Aber am besten hältst du einfach still. Komm, schau mit mir aus dem Fenster, wenn es draussen schneit. Hörst du, wie die Erinnerung an den Sommer von den kahlen Bäumen für uns singt.
Excerpted from Alfio Tommasini, Via Lactea, Edition Patrick Frey, 2020
© Alfio Tommasini 2020
© Noëmi Lerch 2020
© Edition Patrick Frey 2020
Metamorphosis
The wind is going. The wind is coming. The calves are swept along with it. Their bells are ringing up a storm. They shake their heads with cheerful rage, bucking, as if the wind were riding them. They gallop across the fall pasture swampy from the rain. Clumps of earth fly through the air, the bells are tolling in the valley. The wind is going. The wind is coming. The calves are swept along. I ride behind the old Kyrgyz man on his little horse through the leafless forest, past the calves’ fall pasture. The ornaments on
our riding clothes tinkle with every step.
In front of the house, the laundry is fluttering in the wind. We have painted the kitchen white and put white almonds on the table. Everything is white and mysterious, like a blank piece of paper. But something trembles underneath it. The paper has a heart, a lung, a brain. It beats, it pants, it dreams. In the dream two feet are wandering along the side underneath. Through valleys and across broad plains, through ice-cold rivers and fog.
The cows are standing in front of the stable. They are like stoves in the darkness of morning, they are steaming. It keeps snowing harder and the cows disappear. The truck with our milk is driving down from the pass to the city, with the milk princess in her bikini on the driver’s cab. But we go into our houses and close the doors. It is true, every Alpine summer is a new life, and we never come back the same as when we left. Year after year, the Alp draws a new story on our skin. It eats into our skin and through the skin into the tissue underneath. It is never full, it is always hungry. It always wants yet another summer, the last summer, it doesn’t exist. Sometimes it also gives us a present, a love or the promise of one. This year it gave you to us, and we are beginning a new life along with you in the middle of winter. We put our hands together, they are warm as if the sun were in them. We look at our hands as if no longer certain they are still ours. Or are they of wood, of stone. Random clumps that came tumbling down the screen with the rain and were later left behind on the path below. We picked them up when we passed by there. We as shadows, as trees, as water or as light, and that is how we turned into humans.
I’m dreaming. It is morning again, the morning after the storm, cold rain is whipping my face. It is raining sheets, towels, grains of rice. The streams run gushing white down the mountains as if they were milk. As if the earth were the sky, they are carving Milky Ways through the black land. The land, that’s me. The streams are eating into my skin, exposing stones and roots like bones and intestines. They divide me into light and dark, soft and hard, liquid and solid. Fog animals are flying overhead as if they were the cows I am seeking in vain, they fly away over the black ridges. Black coats are flapping wildly, gigantic, like curtains. Rays of sun fall in between, thick as mooring rope. They hang up the land on the sky and the clouds. The beautiful, heavy queen climbs out of the clouds. She sings, as if she were singing from my heart. As landscape, I stand at the beginning of the world again. I am being unfolded; immense forces are at work inside me. Faults shift and launch oceans. Rims, crusts, and boulders emerge; a fire is burning inside me. As if I had to be destroyed in order to live again. As if cells had to break out of my spine like mountain peaks, and rivers had to come gushing of me. As if I were melting away, spilling down as sand, stone, and mud, and dragging everything in my path along with me. Furrowed is the land that is my body, and the mountains are curved ribs standing around it. They are the mountains out of which I am trying to give birth to myself.
It’s true, I am not dreaming. I am experiencing the history of the world in my own body. Millions of years are compressed into hours, minutes, and seconds. Mountains, a thousand meters high, are piling up in my belly.
I call to my hands, as hands of mountains, hands stay with me. I call to my feet, as feet of mountains, feet stay with me. Where are my arms, my legs are falling off. My breath is racing, thundering across the plains, like a thousand Kyrgyz riders. They are singing, hands, hands. They are calling, hands, hands. They are shouting, hands, hands. And there you lie in my hands at long last. Tiny, well-traveled rider. Still without a horse. But you are already brave and courageous. We look at one another in awe. Because we have brought one another into the world.
Holding you in my arms, I walk into the stable. With my free hand I stroke the back of our oldest cow. She, too, is a landscape, the highest mountain in the whole stable. Her warmth flows into my hand. And from there into your hands, into your stomach, into your back. We belong together, one single huge mother being, half cow, half human, sharing for the length of many minutes heart, breath, sight of snow outside. After they’ve been milked, the cows walk out into the snow as if wearing big, heavy skirts. Tinkling and jangling with spangles and sequins on their embroidered seams. Leaving a trail behind as if a swarm of birds had flown across the land with all too-heavy wings. In the distance I see our Alp appear like a white, cold dream. It stands shivering in the air.
Love letter
Barefoot I walk across the landscape of your face marked by wind and weather. Paths charted from one cheek to the other. Wandering along the wilderness of your beard, I cross the boundary of your eyebrows between light and shadow. I ask you nothing. I walk through your silence as if through tall grass. The grass is so tall that I disappear in it. On the night side of your face I find an ear. I lay your name in it next to mine. There we now lie as names in your ear and look up at the sky that is snowing down on us, on our skin forever burnt by the sun. The snow melts. There are puddles and rivulets of snow-water on our faces.
The cows come across the pasture and back to the stable. They drink from the puddles and rivulets, from our faces, from our mouths, our eyes. We hear them breathing deeply as they drink. They savor drinking out of us, slurping long and hard, and in the end licking our nostrils with their long, rough tongues. Then they move on to the stable where the lights are burning and huge piles of freshly mown grass lie ready. We follow them as people have followed their animals for centuries. In truth it’s like that, people follow the animals, not the other way around.
Tunga, the dark one, goes first, the winter rain on her raiment. Behind her, Brandy with her crooked feet. And Bonnie, who was born with a human heart. She keeps coming to a halt, looking around for us. She calls, will you finally come. It is almost dark, almost winter. If you don’t come, I will take you by the hand.
It is snowing and the mountains are growing. It is snowing and the valleys are sinking. It is snowing and the silence of the river climbs up and through the village. The lights are burning in the windows, the fires are blazing in the kitchens, and the television sets are flickering in the living rooms. Light comes shining out of the houses, the yellow of the lamps, the brown of the fires, the blue of the television sets. All the light runs like a current through the village. And the stables light up the village all around. Neon light streams out of their windows. And the light of the heat lamps shining red out of the calf hutches.
In three, four hundred years, when only dirt trails remain of our pathways and the ruins of our houses, I ask you, you mountains, not to forget our story. Send our names up the slopes once in a while with a herd of deer and make the streams thunder as if the bells were tolling. Or tell the fog it should turn itself into a cow and the boulders should be huts in which the fog collects like milk, churning in the hollow as if in a bucket, warming itself in the sun, congealing and coagulating, becoming curd until finally, compressed between heavy rocks, it could be a wheel of cheese, as good as ours once was. It is snowing and the mountains are coming closer. As if they were seeking refuge in our living rooms and at the fire in our kitchens. As if they would rather watch the news or a Totò movie, instead of standing around in the wind outside.
We live in a big house along with our cows. When we sit in the kitchen, the
cows move around in the stable below, as if water were hammering against the prow of a great ship. The cows rattle their chains, scratch their heavy heads on the wood, and sometimes we hear how their breathing escapes from the belly of our ship. When calves are born at night, we pull our work clothes over our pajamas. Bring water, hay, and fresh straw. Help dry them off, help them take their first drink. Without waking up. We are like midwives in a dream. When we wake up in the morning we never know whether it really happened. We just see the soggy clothes next to the fire, the straw in the kitchen, and the leftover coffee in the pot that we drank to continue sleeping.
Winter is in truth a single long dream. You can fight it, balk at the snow, at wet, dirty clothing and the shutdown of the world. But it’s best if you just stay still. Come, look out of the window with me when it is snowing outside. Do you hear the memory of the summer singing for us from the bare trees.
Excerpted from Alfio Tommasini, Via Lactea, Edition Patrick Frey, 2020
© Alfio Tommasini 2020
© Noëmi Lerch 2020
© Catherine Schelbert 2020
© Edition Patrick Frey 2020
Trasformazione
Il vento va. Il vento viene. Le manze lo seguono. I loro campanacci suonano a martello. Scuotono la testa con rabbia divertita, si impuntano quasi avessero il vento in groppa. Galoppano sui pascoli autunnali melmosi per la pioggia. Zolle di terra volano per aria e il suono dei campanacci si diffonde nella valle. Il vento va. Il vento viene. Le manze lo seguono. E io sto seduta dietro al vecchio kirghiso in groppa al suo cavalluccio, attraversiamo il bosco spoglio, costeggiamo il pascolo autunnale delle manze. Gli ornamenti dei nostri abiti da cavalieri tintinnano a ogni passo.
Davanti alla casa il bucato svolazza nel vento. Abbiamo imbiancato la cucina e messo in tavola mandorle bianche. Tutto è bianco e misterioso come un foglio di carta immacolata. Ma sotto la superficie la carta freme. Ha un cuore, dei polmoni, un cervello. Batte, respira, sogna. In sogno due piedi camminano lungo il margine inferiore. Percorrono vallate e pianure e attraversano gelidi fiumi e nebbia.
Le mucche sono davanti alla stalla. Sembrano stufe fumanti nel buio del mattino. Nevica sempre più forte e le mucche spariscono. Dalla strada del passo il camion scende verso la città con il nostro latte e la principessa del latte in bikini sulla cabina del conducente. Noi invece entriamo nelle nostre case e chiudiamo le porte. È vero, ogni estate all’alpe è una nuova vita e non torniamo mai indietro come eravamo partiti. Anno dopo anno l’alpe ci disegna sulla pelle una storia nuova. Rode la nostra pelle, la attraversa fino a penetrare i tessuti. L’alpe non è mai sazia, è sempre affamata. Vuole sempre un’estate in più, non esiste l’ultima estate. E ogni tanto ci regala qualcosa, un amore o la sua promessa. Quest’anno ci ha mandato te, e in pieno inverno insieme a te cominciamo una vita nuova. Intrecciamo le mani, calde come se al loro interno ci fosse un sole. Ci guardiamo le mani come se non fossimo del tutto sicuri che siano ancora nostre. Le nostre mani sono forse di legno, di pietra. Qualche masso caduto dalle pietraie per la pioggia e poi rimasto sulla via. Li abbiamo raccolti quando ci siamo passati. Noi: ombre, alberi, acqua o luce; e così siamo diventati umani.
Sogno. È di nuovo mattino, il mattino dopo la tempesta, la pioggia fredda mi frusta il viso. Piove a fili, a drappi, a chicchi di riso. I ruscelli scendono dai monti tinti di bianco, quasi trasportassero latte. I ruscelli si fanno strada sul nero terreno come vie lattee, quasi la terra fosse il cielo. Il terreno sono io. I ruscelli mi rodono la pelle e portano alla luce pietre e radici come ossa e intestini. Mi suddividono in chiaro e scuro, morbido e duro, solido e liquido. Sopra di me volano animali di nebbia, quasi fossero le mucche che cerco invano, volano lontano superando le creste nere. Manti neri sventolano scatenati come tendaggi giganti. Traspare qualche raggio di sole, grosso come la fune di un ormeggio. Appende la terra al cielo e alle nuvole. Sopra le nuvole si innalza la grande e pesante regina. Canta, come se cantasse dal mio cuore. Mi ritrovo paesaggio, all’inizio del mondo, e vengo stesa, dispiegata. Al mio interno agiscono forze immani. Le placche si spostano e i mari si aprono. Emergono sponde, pietre e crosta terrestre, dentro di me arde il fuoco. Quasi dovessi essere distrutta per poter continuare a vivere. Quasi le cellule dovessero erompere dalla mia spina dorsale come le cime dei monti e i fiumi dovessero sgorgare dal mio interno. Come se fossi io a scompormi scorrendo a valle sotto forma di sabbia, pietre e fango tirandomi dietro tutto il resto. Solcato è il terreno che è il mio corpo, circondato dai monti come archi costali: il massiccio dal quale cerco di mettere al mondo me stessa.
È vero, non sogno. Sento la storia del mondo sul mio corpo. Milioni di anni compressi in ore, minuti e secondi. Montagne di migliaia di metri di altezza ammassate nella mia pancia.
Chiamo le mie mani, mani delle montagne, mani restate da me. Chiamo i miei piedi, piedi delle montagne, piedi restate da me. Dove sono le mie braccia, le mie gambe cadono. Il mio respiro va all’impazzata, tuona come mille cavalieri kirghisi al galoppo sulle vaste pianure. Mani, mani cantano. Mani, mani chiamano. Mani, mani urlano. E qui finalmente giaci nelle mie mani. Cavaliere minuto giunto da lontano. Un cavallo ancora non ce l’hai. Ma sei già prode e coraggioso. Ci guardiamo e rimaniamo meravigliati. Perché ci siamo messi al mondo a vicenda.
Con te in braccio vado in stalla. Con la mano libera accarezzo la schiena della nostra mucca più anziana. Anche lei è un paesaggio, la montagna più alta di tutta la stalla. Il suo calore si trasmette alla mia mano. E da lì alle tue mani, alla tua pancia, alla tua schiena. Siamo fatti per stare insieme, siamo un unico grande essere materno, metà mucca, metà umano, per minuti condividiamo il cuore, il respiro, lo sguardo sulla neve.
Dopo la mungitura le mucche tornano fuori nella neve come se portassero grandi gonne pesanti. Le perle e le paillettes degli orli ricamati tintinnano e frusciano ai loro passi. Lasciano una scia come se il suolo fosse stato sfiorato da uno stormo di uccelli con ali troppo pesanti. In lontananza vedo emergere la nostra alpe, come un freddo sogno bianco. Freme nell’aria.
Lettera d’amore
A piedi nudi attraverso il paesaggio disegnato sul tuo viso dal vento e dalle intemperie. Scopro i sentieri che vanno da una guancia all’altra. Costeggio la tua barba incolta, supero il confine tra luce e ombra delle tue sopracciglia. Non ti domando nulla. Attraverso il tuo silenzio come erba alta. L’erba è talmente alta da farmi sparire. Sul lato notturno del tuo viso trovo un orecchio. E dentro appoggio il tuo nome, lo stendo accanto al mio. Ora noi, i nostri nomi, riposiamo l’uno accanto all’altra nel tuo orecchio e guardiamo il cielo mentre nevica, la neve cade sulla nostra pelle per sempre bruciata dal sole. La neve si scioglie. E sui nostri volti si formano pozze e corsi d’acqua.
Le mucche attraversano il pascolo e tornano verso la stalla. Bevono dalle pozze e dai corsi d’acqua dei nostri volti, dalle nostre bocche e dai nostri occhi. Le sentiamo respirare profondamente mentre bevono. Bevono volentieri dai nostri volti e bevono a lungo, sorseggiano rumorosamente e, alla fine, con la lingua lunga si leccano le narici. Poi proseguono fino alla stalla, dove c’è la luce accesa e le aspetta un grande mucchio di erba appena tagliata. Le seguiamo, come da secoli l’uomo segue gli animali. In verità è così, l’uomo segue l’animale, non viceversa.
Tunga, la scura, col manto bagnato di pioggia invernale è in capo alla fila. Seguita da Brandy con le zampe storte. E Bonnie venuta al mondo con un cuore umano. Si ferma e si gira a guardarci di continuo. Ci chiama, oh, ma vi volete muovere? Fa quasi buio, quasi inverno. Se non venite vi prendo per mano.
Nevica e le montagne crescono. Nevica e le vallate sprofondano. Nevica e il silenzio sale dal fiume e attraversa il paese. Nelle finestre si accendono le luci, nelle cucine divampano i focolari e nei salotti i televisori sfavillano. Le case spargono la luce gialla delle lampade, la luce bruna dei focolari e la luce blu dei televisori. Tutta quella luce attraversa il paese raccolta in un circuito. E intorno al paese le stalle brillano. Dalle loro finestre esonda la luce al neon. E dagli iglù dei vitelli la luce a infrarossi.
Quando, fra tre o quattrocento anni, delle nostre case non saranno rimaste che le rovine, e delle nostre vie un sentiero di terra battuta, allora vi prego, monti, non dimenticate la nostra storia. Di tanto in tanto spedite i nostri nomi su per i pendii con una mandria di cervi e, per l’occasione, fate gorgheggiare i ruscelli come se suonassero le campane. Oppure dite alla nebbia di trasformarsi in mucca, alle rocce di far da capanne dove raccogliere la nebbia come il latte; e vorticando nell’avvallamento come in una caldaia riscaldata dal sole, la nebbia raddensata si romperebbe, diventerebbe granulosa e infine, compressa tra le pietre, diventerebbe un formaggio, buono come il nostro dei tempi passati.
Nevica e i monti si avvicinano. Come se cercassero riparo nelle nostre case, al focolare delle nostre cucine. Come se preferissero guardare il telegiornale o un film di Totò invece di starsene fuori nel vento.
Abitiamo in una grande casa insieme alle mucche. Quando stiamo in cucina le mucche si muovono nella stalla sotto di noi, come l’acqua che batte contro la prua di un bastimento. Le mucche sferragliano con le catene, sfregano le pesanti teste contro il legno e ogni tanto le sentiamo respirare nella pancia della nave. Quando di notte nascono i vitelli, infiliamo le tute da lavoro sopra il pigiama. Portiamo acqua, fieno e paglia fresca. Aiutiamo la mucca ad asciugare il vitello e a farlo bere, senza svegliarci. Siamo ostetrici sonnambuli. Quando al mattino ci svegliamo non sappiamo più se è successo davvero. Vediamo solo i vestiti impiastricciati accanto al fuoco, la paglia in cucina e nel pentolino un resto di caffè che abbiamo bevuto continuando a dormire.
In verità l’inverno è tutto un lungo sogno. Puoi essere riluttante quanto vuoi, puoi irritarti per la neve, gli abiti bagnati e sporchi e per il mondo che si è fermato. Ma la cosa migliore da fare è fermarti. Vieni, quando fuori nevica guarda dalla finestra insieme a me. Senti, dagli alberi spogli canta per noi il ricordo dell’estate.
Questo testo, di cui pubblichiamo seconda e terza parte, è stato scritto per Alfio Tommasini, Via Lactea, Edition Patrick Frey, 2020
© Alfio Tommasini 2020
© Noëmi Lerch 2020
© Specimen 2020
© Edition Patrick Frey 2020
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