Poems from Einen Knochen tauschen wir and Die Frau mit dem violetten Herzen
Written in German by Meret Gut
Die Frau mit dem violetten Herzen
In einem kleinen Zimmer
am anderen Ende der Stadt
lebt eine Frau, die trägt
einen Zylinder Tag und Nacht.
Sie hat goldene Hände,
lange wasserfallene Haare,
die sie am Boden nachzieht,
ein violettes Herz.
Aus diesem Herzen fließt der Wein
in den Sonnenuntergang, färbt ihn rot,
du siehst‘s, wenn du sie besuchst,
durch ihr Schlüsselloch schaust.
*
Schakale
Zu den Heimatlosen gesellt sich der Wind,
treibt sie voran in der Kälte. Manche gehen
auf Stelzen, andere schleichen wie Schakale.
Nachts schlafen sie draußen,
wo der Tau sich auf ihr Fell legt,
die Sterne in ihr Herz leuchten.
Sie lehnen an schwarze Mauern, die hinter ihnen
wanken, ihre Haut ist voller Zeichen,
eine gestochene Karte zu ihren Träumen.
Die Zeit läuft mit schweren Schuhen
auf ihren Wangen. Ihre Körper sind mager,
wenn sie auf sanften Pfoten weiterreisen.
*
Schachmatt
Mit meinen weißen und schwarzen Nägeln
spiele ich Schach auf deinem Körper.
Meine Pferde galoppieren dir brausend entgegen,
rennen deine Mauern von trampelnden Bauern ein
Deine Läufer bedrängen meine schöne Königin,
ich stelle schützend meine Türme um sie.
Nachts, wenn der König schläft,
schleiche ich zwischen den Figuren zu ihm.
Lege meinen schwarzweißen Körper unter sein Gewand.
*
Ihr Licht
Das plötzliche Zerreissen ihres Gesichtes,
wenn sie lacht.
Man sieht hinein,
zwischen den Scherben
ihr Licht.
*
Gebirge, was birgst du?
Das Gebirge oberhalb unserer Altalp
ist eine gebückte alte Frau.
Im Herbst flammt ihr Rock rot auf, zwischen
ihren tannenen Beinen röhren die Hirsche.
Im Winter sind ihre Haare weiß vom Schnee.
Sie jammert kläglich, wir hören sie heulen
und knarzen wie ein wildes Tier. Wir verbergen
uns in den Betten, halten uns die Ohren zu.
Sie hustet und ächzt, krümmt sich tief. Lawinen
kollern ihren Rücken herunter, unter ihren weißen
Röcken werden sie geboren. Im Frühling dann,
wenn alles auf ihr erblüht, schläft sie tief.
Aus ihren wilden Träumen
entspringen die Blumen auf den Matten.
Im Sommer, wenn die Kühe hinaufgetrieben werden,
läuten sie sie aus dem Schlaf.
Zerzaust und müde wacht sie auf. Sie zählt ihre Steine,
ihre Bäume, sie streicht mit den rauen Händen
über die Wipfel und die Wege entlang,
melkt ab und zu eine Kuh.
Mit den Herbststürmen macht sie Geschenke,
sie lässt Felsbrocken los,
diese schlirggen und poltern
auf die andere Talseite zu ihrem Geliebten.
*
Einen Knochen tauschen wir
Deine Stimme hat mich geweckt,
ich bin nackt, hab Kleider ohne Knöpfe an.
Feilschend sanft rede ich mir ein,
alles, was wir brauchen, sind wir.
Du nimmst das Messer,
einen Knochen tauschen wir.
Du trocknest das Blut,
die anderen Knochen legst du zurück an ihren Platz.
Mit deinen harten Fingerballen
verklebst du die Naht mit Harz.
Wir atmen tief ein, weiten die Rippen,
auf der Haut bleibt zurück etwas Herz.
Liebe bindet, Liebe stiehlt,
ich schlaf mich ein bei dir.
Du wärmst mir die Nacht mit deinen Herzschlägen,
stumm klopft mein Blut gegen den Wind.
Die Knochen zählen wir, die ganze Nacht hindurch,
immer wieder, weiß und hart,
damit keiner verloren geht, vergessen wird,
damit sie uns nicht fremdeln.
Wir werden krank werden, es ist unvermeidbar,
doch wart auf mich, der Traum geht auf.
Wir wachsen zueinander und der Wind pfeift
von oben in unsere Knochen, sie tönen wie Flöten.
*
’s Glöggli
Ich känn es Glöggli,
und das möcht i dir schänke.
Es lacht wie än Sturzbach oder
wie wänn zwei ibschlosse sind imäne chline Bettli.
Und es bimmlet zwüsched dä graue Hüser,
als segs uferä Alp, wos highört, wie du.
Es söll dich uslache, wänn du dänksch, du segsch
än feine Herr, und dir dä Chopf verdrülle,
wänn du dänksch, du segsch nüt wärt.
Es sölls Glück hell zu dir bringe,
ufemnä chline, dicke Esel,
wo mit dir ufd Berge rännt.
Ich bruch än Chuss,
häsch eis ums ander Mal grüeft.
Und i bi cho und ha di küsst,
bis nümme häsch möge rüefe.
Du treisch’s Glöggli anerä alte graue Schnuer
um din Hals, dass es schwingt, dass es bimmlet,
dass es dich erinnert a eus, wämmer zämme sind,
änand id Ohre bissed und id Lippe und dä Körper
wundig ribed, dass es dich erinnert as strohig Gras,
wo eusi Chöpf treit hät, i säbem Winter im Heuschober,
wos dusse gschneit hät.
Es erinnered di a all die Sunne,
womer vergässe händs gseh,
ad d’Nächt, wo eus beschützt händ
vor dä Gwitter zwüsched eus.
I säbem Glöggli, wo immer lacht,
da simmer beidi drinn,
mer chönd useschlüfe und ineschlüfe
und vergässed dänand nie.
Published November 14, 2022
© Wolfbach Verlag 2017
© Wolfbach Verlag 2020
Poems from Einen Knochen tauschen wir and Die Frau mit dem violetten Herzen
Written in German by Meret Gut
Translated into Italian by Stella N’Djoku
La donna col cuore viola
In una piccola stanza
dall’altro capo della città
vive una donna che indossa
un cilindro giorno e notte.
Ha mani dorate,
lunghi capelli a cascata,
che tracciano a terra
un cuore viola.
Da questo cuore scorre il vino
nel tramonto, lo colora di rosso,
lo vedi, quando vai a trovarla,
quando la osservi dal buco della serratura.
*
Sciacalli
Ai senzatetto si unisce il vento,
li spinge a proseguire al freddo. Alcuni avanzano
come sui trampoli, altri si trascinano come sciacalli.
La notte dormono fuori,
dove la rugiada si deposita sul loro pelo,
le stelle brillano nei loro cuori.
Si appoggiano a muri neri che dietro di loro
ondeggiano, la loro pelle è piena di simboli,
una mappa incisa dei loro sogni.
Il tempo corre con scarpe pesanti
sulle loro guance. I loro corpi sono magri
mentre viaggiano su zampe gentili.
*
Scacco matto
Con le mie unghie bianche e nere
Gioco a scacchi sul tuo corpo.
I miei cavalli galoppano strepitando verso di te,
corrono verso le tue mura di goffi pedoni.
I tuoi alfieri assalgono la mia bella regina,
io la proteggo con le mie torri.
Di notte, quando il re dorme,
Sgattaiolo tra le pedine per arrivare fino a lui.
Sdraio il mio corpo bianconero sotto la sua vestaglia.
*
La sua luce
L’improvviso lacerarsi del suo viso,
quando ride.
Si vede dentro,
tra i frammenti
la sua luce.
*
Montagna, cosa nascondi?
La montagna sopra la nostra Altalp
È una vecchia donna piegata.
In autunno, la sua gonna si infiamma di rosso, tra
le sue gambe d’abete mormorano i cervi.
In inverno, i suoi capelli sono bianchi per la neve.
Si lamenta in modo misero, la sentiamo urlare
e scricchiola come una bestia selvaggia. Ci nascondiamo
nei nostri letti, ci tappiamo le orecchie.
Tossisce e geme, si contorce profondamente. Valanghe
rotolano sulla sua schiena, nascono bianche
sotto le sue gonne. Poi in primavera,
Quando tutto fiorisce su di lei, dorme profondamente.
Dai suoi sogni selvaggi
sbocciano fiori sui tappeti.
In estate, quando vengono allevate le mucche,
la fanno risvegliare dal sonno.
Sconvolta e stanca, si sveglia. Conta le sue pietre,
i suoi alberi, accarezza con le mani ruvide
sulle vette e sui sentieri,
munge una mucca ogni tanto.
Con le tempeste d’autunno fa regali,
lascia cadere dei sassi,
e cadono e cadono
dall’altra parte della valle, dal suo amante.
*
Ci scambiamo un osso
La tua voce mi ha svegliato,
Sono nuda, ho i vestiti senza bottoni.
Mercanteggiando gentilmente, mi dico:
Tutto ciò di cui abbiamo bisogno siamo noi.
Prendi il coltello,
ci scambiamo un osso.
Asciughi il sangue,
Rimetti le altre ossa al loro posto.
Con le tue dita dure
incolli la cucitura con la resina.
Respiriamo profondamente, allarghiamo le costole,
sulla pelle rimane un po’di cuore indietro.
L’amore lega, l’amore ruba,
Mi addormento con te.
Mi riscaldi la notte con i battiti del tuo cuore,
muto batte il mio sangue contro il vento.
Contiamo le ossa per tutta la notte.
continuamente, bianche e dure,
perché nessuna vada perduta, dimenticata,
in modo che non ci tradiscano.
Ci ammaleremo, è inevitabile.
allora resta su di me, affinché il sogno si avveri.
Cresciamo insieme e il vento fischia
Dall’alto nelle nostre ossa e suonano come flauti.
Published November 14, 2022
© Specimen 2022
Poems from Einen Knochen tauschen wir and Die Frau mit dem violetten Herzen
Written in German by Meret Gut
Translated into French by Matthieu Corpataux
La femme qui avait le cœur violet
Dans une petite chambre
à l’autre bout de la ville
vit une femme qui s’habille
d’un haut-de-forme jour et nuit.
Elle a des mains en or,
de longs cheveux en cascade,
qui tombe jusqu’au sol,
et un cœur violet.
De ce cœur, coule la lie
quand le soleil s’éteint, qui le fait rougir.
Tu le vois quand tu lui rends visite,
par le trou de la serrure.
*
Chacals
Le vent s’invite auprès des vagabonds,
les inonde de froid – qu’ils bondissent
sur des échasses, ou se faufilent en chacals.
La nuit, ils dorment dehors,
et ont pour seul foyer, contre la rosée
qui pénètre leur pelage, une étoile sur le cœur
Ils longent les murs noirs qui s’élèvent
et chancellent, leur peau est couverte de cernes,
une carte creusée de leurs rêves.
La marche du temps (avec de lourdes chaussures)
sur leurs joues. Leurs corps sont maigres,
ils continuent sur la pointe des pattes.
*
Échec et mat
Avec mes ongles blancs et noirs
je joue aux échecs sur ton corps.
Mes Cavaliers galopent dans ta direction,
Et piétinent avec fracas ton mur de Pions.
Tes Fous assiègent ma jolie Reine,
Je place mes Tours tout autour d’elle.
Quand le Roi dort, une fois venue la nuit,
je me faufile entre les pièces jusqu’à lui.
Glissant mon corps noirblanc sous sa robe.
*
Sa lumière
La déchirure soudaine de son visage,
quand elle a ri.
L’intérieur devenu visible,
entre les bris de verre
sa lueur.
*
Montagne, que caches-tu ?
La plus haute montagne de notre ancêtre alpin
est une vieille femme voûtée.
En automne, sous sa jupe rouge enflammée,
les cerfs brament à travers les jambes de sapin.
En hiver, ses cheveux se poudrent de neige.
Nous l’entendons qui se lamente, gronde fort
et grince comme une bête sauvage – on se cache alors
sous les draps, on se couvre les oreilles.
Elle tousse et gémit, se recroqueville. Des avalanches
roulent le long de son dos, sous ses blanches
robes d’où elles naissent en furie. Puis au printemps,
quand tout s’apaise, elle s’endort profondément.
Elle rêve de pâturages
d’herbe sauvage et de fleurs qui bourgeonnent.
Mais l’été, les vaches qu’on a menées à l’estivage
la tirent de son sommeil. Elle bougonne.
Elle se réveille fanée, recompte ses pierres,
ses arbres, et caresse d’une rugueuse main
le haut de son sommet et le long de ses chemins.
De temps en temps, elle traie une vache laitière.
À l’automne, elle prépare des cadeaux –
des rochers – qu’elle lâche en tempête,
et qui déferlent en trompette
jusque chez son amant, de l’autre côté du vallon.
*
Le grelot
Je vais t’offrir un grelot,
Je veux te l’offrir allez.
Vous riez comme une rivière ou comme
deux enfants cachés sous les draps d’un p’tit lit.
Vous tintez entre les maisons grises,
comme un carillon vers la montagne
Les gens rient aussi parce que tu joues
au Monsieur, le menton et le nez en l’air,
Mais la clochette te console et
Tu te sens fier,
Comme un âne tout mignon, tout dodu,
qui trotte vers les montagnes tondues.
J’voudrais bien d’un p’tit bisou,
Me réclamais-tu sans cesse,
Et alors je t’en faisais plein,
Pour t’empêcher de parler.
Ce grelot, tu le portes au cou comme un collier
Il se balance, te donne l’air d’une cloche,
Mais te fait penser à moi, à nous, quand on
Se mordait les oreilles, les lèvres et le reste du corps
On se blessait d’amour et ça te rappelle l’herbe fauchée,
Et la tête qui tourne, en plein hiver dans la grange ;
là-bas il grêlait.
La clochette faisait résonner tous les soleils,
qui aveuglaient nos pensées,
et toutes ces nuits – où on empêchait
l’orage entre nous de gronder.
Dans le grelot, qui ricane encore,
nous sommes tous les deux,
nous pouvons nous échapper et greloter ensemble
Et ça on ne peut pas l’oublier.
Published November 14, 2022
© Specimen 2022
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