Der Raub der Suleika. Niederländisch, Ende 19. Jahrhundert from Der Untergang der Titanic
Written in German by Hans Magnus Enzensberger
Klein, grau und krumm steht er, das Glas in der Hand,
kurz vor Ostern, ans Eisengeländer gelehnt,
mit dem Rücken zur Straße, als wär sie ein Meer,
vor seinem Haus in der Prinsengracht
— über die Treppe, die klein, grau und krumm ist,
weht eine Fahne von altem Genever hin,
denn mehr, als seiner Hand guttut, trinkt er —,
und trinkend, indem er Witze reißt über das Altern
und an ihr vorbeiblickt, erzählt
einer blutjungen Muselmanin, deren Augen,
halb verschleiert, er braucht,
Salomon Pollock von seinem Bild, das er nie,
auch betrunken nicht, aus den Augen verliert.
Zur Linken, sagt er, siehst du den Raub der Suleika.
Hier, hinter der hohen Mauer, im Garten,
unter Mimosenbäumen und Palmen, am Brunnen,
wo riesige Lilien — unbegreiflich,
wie hoch diese Blumen gewachsen sind!
— ihren Duft verströmen, unschuldig, weiß,
betäubend, lasziv; hier liegt, meine Schöne,
die Tochter des Sultans, geschmückt
mit den Attributen der Pracht und der Wollust,
Perlen und Datteln. Die dunkle Hand
eines Verschnittenen fächelt ihr Luft zu.
Bis er endlich aus dem Schatten der Pflanzen tritt,
der staubige Lastträger,
und sich zu erkennen gibt als Prinz
durch seinen Talisman aus lauchgrünem Jaspis
und den gezähmten Falken, der ihn begleitet.
Glaub mir, es gibt keine alten Meister.
Ich weiß es. Dreißig Jahre lang war ich einer
von denen, die alles können:
halb Alchimist und halb Schreiner,
unter den Restauratoren der beste.
Säuberlich und penibel hab ich den Leuten,
mit Hilfe von Harz, Wachs und Spucke,
verlorene Paradiese »geschildert«,
Jungfrauen, Schiffbrüche, Jüngste Gerichte,
persisch, flämisch und florentinisch
wiederhergestellt, was nie existierte,
mit Spatel, Lanzette und Schwamm:
ein treuer Fälscher, dessen täglich Brot
die Vergangenheit war, eine bessere gibt es nicht.
Sie ist mein Werk, mein Augapfel,
ausgestellt im Rijksmuseum, ein Schwindel,
sublim und rührend, ein Weltwunder,
eine heilige Pfuscherei.
Dann, in der Mitte, das Fest bei den Beduinen.
Es glitzert von Lanzen und Flinten
nachts, in der Wüste, vom grellen Flitter
der Tänzerinnen, vom klirrenden Gold
ihrer Ohrringe, und von den Zimbeln,
den dröhnenden Zimbeln und Trommeln.
Der Reiter da auf dem Apfelschimmel,
im Fackellicht, das ist des Emirs Sohn.
In seinem Arm die Frau, halb verhüllt
von zinkweiß geschummertem Musselin,
das ist die Geraubte. Ihre Zähne, so heißt es,
schimmern wie Hagelkörner, wie Karneole
sind ihre Lippen, sie duftet nach Narde,
nach Ambra, Aloe, Zimt. So heißt es.
Die Pferde wiehern. Unter den Schreien der Krieger
wird Hochzeit gehalten.
Mit verbundenen Augen konnte ich sehen,
am Holz der Rahmen, am Firnis tastend,
kratzend an brüchiger Leinwand
mit meinen Röntgenfingern: unfehlbar war ich.
Wenn man es dir zu guter Letzt zeigt, das Bild,
verjüngt und gereinigt, dies glänzende Flickwerk
— nach Abrieb, Kittung, Retouche, mein Engel,
alles von meiner Hand —, dann findest du
in der Ecke, ausgespart, ein kleines Karree,
auf dem der Schmutz der Jahrhunderte
zu bewundern ist, die Verworrenheit,
die Reue der Nachwelt, die unvollkommen ist
und keine Erlösung kennt.
In dieses dunkle Überbleibsel,
das mich und meine Manöver verrät,
hab ich mich oft versenkt.
Und schließlich die Rache, rechts.
Sieh die langen Schatten der Reiter
im Morgenlicht, vor den Zinnen der Stadt,
das Gezelt des Großveziers, verziert
mit Pailletten, die in der Sonne blinken.
Sieh die Geier hoch in der dünnen Luft,
im Dickicht die Moschusratten und am Wege,
wiederkäuend, die gleichmütigen Kamele.
Sieh im schwarzen Turban den Henker,
wie er das Schwert in die Scheide steckt,
und auf dem hölzernen Pfahl dort
den abgeschlagenen Kopf! Siehst du ihn nicht?
Siehst du den Sultan in seiner Sänfte?
Siehst du nicht, wie zerstreut er ist,
wie er lächelt, wie er es ahnungslos
aufschlägt, das vergiftete Buch?
So beschloß ich, anstatt mit verstellter Hand,
»selber« zu malen. Weißt du, was das bedeutet?
Manchmal weiß ich es »selber« nicht.
Das, was ich male, ist schlecht.
Meine Hand zittert. Es ist nicht der Branntwein.
Es ist nicht der Ruhm. Es ist die Geschichte
mit ihren endlosen Finten und Künsten.
Ein ewiges Hin und Her:
Sie erfindet mich, ich erfinde sie.
Ja, ich, Salomon Pollock, der die Wände ziert
mit einem aus der Luft gegriffenen Orient.
Ein Salonmaler. Ja, meine Odaliske,
du merkst es wohl, wie beredt ich bin
mit meinen Lügen. Die Wahrheit,
das dunkle Fenster dort in der Ecke,
die Wahrheit ist stumm.
Published July 31, 2018
Excerpted from Der Untergang der Titanic, Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 1978
© Suhrkamp Verlag 1978
Il ratto della Suleika. Olandese, fine del XIX secolo from La fine del Titanic
Written in German by Hans Magnus Enzensberger
Translated into Italian by Vittoria Alliata
Corto, grigio e storto, eccolo, col suo bicchiere in mano,
poco prima di Pasqua, poggiato alla ringhiera in ferro
con le spalle volte alla strada come se fosse il mare,
davanti alla sua casa nella Prinsengracht
— sulla scala, corta, grigia e storta,
aleggia tanfo di ginepro invecchiato,
perché lui beve, e piú di quanto non convenga alla sua mano —,
e mentre beve e fa battute sull’età che avanza,
e guarda qualcosa laggiú, dietro
alla giovane musulmana in fiore i cui occhi,
parzialmente velati, utilizza come modello,
Salomon Pollock le narra di quel suo quadro che mai,
neanche da sbronzo, perde di vista un attimo.
A sinistra, dice, vedi il ratto della Suleika.
Qui, dietro le alte mura, nel parco,
sotto mimose fiorite e palme, accanto alla fontana,
là dove immensi fiordalisi — è inaudito
quanto siano cresciuti quegli steli! —
effondono la loro fragranza, casti, bianchi,
inebrianti, lascivi; qui giace, mia diletta,
la figlia del sultano, adorna
degli attributi dello sfarzo e della voluttà,
perle e datteri. La mano scura
d’un castrato le sventola frescura.
Finché a un tratto dall’ombra delle piante s’avanza
polveroso un portatore
e rivela di essere un principe
mostrando il suo talismano di diaspro verde ramarro
e il falco ammaestrato che lo accompagna.
Credimi, non esistono i grandi maestri.
Io lo so. Per trent’anni fui uno
di quelli che tutto san fare:
un po’ alchimista e un po’ falegname,
tra i restauratori il migliore.
Con meticolosità e cura ho dato alla gente,
con l’aiuto di cera, ragia e saliva,
«l’immagine» di paradisi perduti,
vergini, naufragi, ultimi giudizi,
persiani, fiamminghi e fiorentini,
ricreando ciò che non è mai esistito
con spatola, spugna e mestichino:
un autentico falsario il cui pane quotidiano
era il passato, il migliore dei passati.
Esso è opera mia, pupilla dei miei occhi,
esposto al Rijksmuseum, un imbroglio,
sublime e commovente, una meraviglia del mondo,
un sacro abborraccio.
Poi, in centro, la festa dai beduini.
C’è uno scintillio di lance e di schioppi
nella notte, nel deserto, lo sfavillare dei lustrini
delle danzatrici, dell’oro tintinnante
dei loro monili e dei cembali,
degli echeggianti cembali e tamburi.
Quel cavaliere sul leardo pomato,
al lume di fiaccola, è il figlio dell’emiro.
Tra le sue braccia, quella donna avvolta appena
in mussola ialina tinteggiata,
è lei la rapita. I suoi denti, raccontano,
come chicchi di grandine luccicano, come corniole
le sue labbra e il suo profumo è d’asaro,
d’ambra, d’aloe e di cinnamomo. Cosi si racconta.
I cavalli nitriscono. Tra le grida dei guerrieri
si festeggiano le nozze.
Sapevo vedere ad occhi bendati,
tastando il legno delle cornici, lo smalto,
grattando le fessure della tela
con le mie radiologiche dita: ero infallibile.
Se te lo mostrano all’ultimo, il quadro,
ringiovanito e nettato, sublime rammendo,
— dopo abrasioni, verniciature, ritocchi, angelo mio,
e tutti con le mie proprie mani —, allora trovi
in un angolo, conservato, un piccolo quadrato
dove si può ammirare la sporcizia
dei secoli, la confusione,
la penitenza dei posteri che è imperfetta
e non conosce redenzione.
In quel buio reperto,
che tradisce me e la mia manovra,
spesso mi sono immerso.
E infine la vendetta, a destra.
Vedi le lunghe ombre dei cavalieri
nella luce del mattino, davanti ai torrioni della città
l’accampamento del gran vizir, adorno
di paillettes che al sole rifulgono.
Vedi alti nell’aria rada gli avvoltoi,
nella boscaglia i moschi e sul sentiero,
ruminanti, gli impassibili cammelli.
Vedi il turbante nero del carnefice,
che ripone la spada nel fodero
e su quel palo di legno laggiú
la testa decapitata! Non la vedi?
Vedi il sultano nella sua lettiga?
Non vedi forse com’è distratto,
come sorride, come apre
senza sospetto il libro avvelenato?
E cosí decisi di dipingere, non più mascherando la mia mano,
ma in «proprio». Sai cosa significa?
A volte io, «proprio» non lo so.
Ciò che dipingo è mal fatto.
La mano mi trema. Non è colpa della grappa.
E neanche della fama. È la storia
con le sue infinite arti e finzioni.
Un perenne avanti indietro:
Essa m’inventa, io invento lei.
Si, io, Salomon Pollock, colui che le pareti decora
inventando di sana pianta l’Oriente.
Un pittore da salon. Si, mia odalisca,
certo ti accorgi di quant’io sia eloquente
con le mie menzogne. La verità,
quella buia finestra nell’angolo,
la verità è muta.
Published July 31, 2018
Excerpted from La fine del Titanic, Einaudi, Torino 1990
© Einaudi 1990
Похищение Зулейки. Нидерланды, конец XIX в.
Written in German by Hans Magnus Enzensberger
Translated into Russian by Swjatoslaw Gorodezkij
Маленький, серенький, скрюченный, с бокалом в руке,
незадолго до Пасхи, прислонившись к железным перилам,
повернувшись спиной к улице, словно она – море,
в своем доме, на канале Принцев,
над маленьким, сереньким и скрюченным крыльцом
развевается знамя старого женевера,
потому что он пьет больше, чем пишет…
и выпивая, сыплет остротами о старении,
смотрит мимо нее, рассказывает
еще совсем юной мусульманке, чьи глаза
наполовину скрытые чадрой, нужны ему,
Соломон Поллок о своей картине, которая
стоит у него перед глазами, даже когда он пьян.
Слева, говорит он, видно похищение Зулейки.
Здесь, за высокими стенами, в саду,
под кустами мимозы и пальмами, у фонтанов,
где гигантские лилии – удивительно,
как разрослись эти цветы! –
источают свой аромат, невинный, белый
оглушительный, пошлый. Здесь лежит моя красавица,
дочь султана, украшенная атрибутами
роскоши и сладострастия,
жемчугами и финиками. Темнокожая рука
евнуха овевает ее веером.
Пока, наконец, из-за кустов не появляется он,
запыленный носильщик,
скрывающий под собой принца
с талисманом из темно-зеленой яшмы
и прирученным соколом.
Поверь, нет никаких старых мастеров.
Уж я-то знаю. Тридцать лет мне
покорялось все:
полуалхимик, полустоляр,
я был искуснейшим реставратором.
Тщательно и педантично «открывал» людям
при помощи смолы, воска и слюны
то один, то другой потерянный рай,
юных дев, кораблекрушения, Страшные суды,
персидские, фламандские и флорентийские,
шпателем, ланцетом и губкой
восстанавливал то, чего никогда не было:
настоящий подделыватель, чьим хлебом насущным
стало прошлое, лучше и не придумаешь.
Оно – мое творение, моя зеница ока,
выставленная в Рейксмюзеуме, изощренное
и трогательное надувательство, чудо света,
халтура во спасение.
Потом, в центре, праздник бедуинов.
Сверкают копья и ружья, в ночи,
в пустыне, сверкают яркие безделушки
танцовщиц, звонкое золото
их сережек и кимвалы,
громогласные кимвалы и барабаны.
Всадник на лошади в яблоках,
в свете факелов, это сын эмира.
Рукой он держит женщину, полускрытую
белым штрихованным муслином,
это похищенная. Говорят, ее зубы
белее града, губы алеют
сердоликом, она пахнет нардом,
амброй, алоэ, корицей. Так говорят.
Лошади ржут. Под крики воинов
играют свадьбу.
Я видел все с завязанными глазами,
едва касаясь деревянных рам и олифы,
царапая хрупкий холст своими
рентгеновскими пальцами: не ошибался.
Когда напоследок тебе покажут картину,
очищенную и омоложенную, яркую имитацию –
после стирания, склейки и ретуширования, ангел мой,
всё моими руками – то в уголке
ты отыщешь небольшое пространство,
где сохранилась пыль веков, достойная
удивления, там проступает запутанность,
скорбь потомков, несовершенная
и не знающая избавления.
В этом темном уголке,
раскрывающем мою тайну,
не раз утопал мой взгляд.
И, наконец, возмездие – справа.
Видишь длинные тени всадников
при свете утра, перед городскими башнями,
шатер великого визиря, переливающийся
на солнце огнями украшений.
Высоко в воздухе парят коршуны,
в зарослях копошатся ондатры, а на дороге
жуют жвачку невозмутимые верблюды.
Видишь палача в черном тюрбане,
он вкладывает меч в ножны,
а вон там, на деревянном колу,
отрубленная голова! Не видишь?
Видишь султана в паланкине?
Не видишь, насколько он рассеян,
как с улыбкой на лице он раскрывает
отравленную книгу?
Вот я и решил, что надо не прятаться под чужим именем,
а писать «самому». Знаешь, что это значит?
Иногда мне «самому» это невдомек.
Художник из меня никудышный.
Рука дрожит. И не от шнапса.
Не от тщеславия. А от истории
с ее бесконечными увертками и уловками.
От вечного взаимовлияния:
она придумывает меня, я придумываю ее.
Да, я, Соломон Поллок, украшающий стены
высосанным из пальца Востоком.
Салонный художник. Да, моя одалиска,
ты уже заметила, как убедительно
я вру. А правда осталась
в темном окошке, в уголке,
правда безмолвствует.
Published July 31, 2018
© Specimen 2018
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